What is your Fischer Number?

Diese Frage wurde vor kurzem von Frederic Friedel auf Chessbase gestellt (https://en.chessbase.com/post/what-is-your-fischer-number-2). Die Fischer Nummer ist dabei wie folgt definiert:

 

  • Jeder Spieler, der Bobby Fischer in einer Schachpartie besiegt hat, hat die Fischer Nummer 1
  • Jeder Spieler, der einen anderen Spieler besiegt hat, der eine Fischer Nummer 1 hat, hat selber eine Fischer Nummer 2
  • Jeder Spieler, der einen anderen Spieler besiegt hat, der eine Fischer Nummer 2 hat, hat selber eine Fischer Nummer 3
  • usw.
Also wenn Spieler Müller den Spieler Schmidt besiegt hat, Schmidt wiederum Meier besiegt, der dann wiederum Tal besiegt hat (der natürlich eine Fischer Nummer 1 hat), dann hat Müller eine Fischerzahl von 4

Roger Lorenz berichtet von einem Mannschaftskampf, der 36 Jahre zurückliegt und eine wichtige Rolle beim Thema „Fischer Number“ spielt.

[Bericht von Roger Lorenz]
Als ich diesen Artikel las, habe ich mir überlegt, was meine Fischer Nummer sein würde. Mir fiel sofort eine bestimmte Partie ein, die ich in jungen Jahren gewonnen hatte und auf die ich gleich im Detail zurück kommen werde. Meine Erwartung war, dass mir diese Partie eine Fischer Nummer von 4 sichern würde. Aber weit gefehlt. Meine Fischer Nummer ist 2! Zugegebenermaßen muss ich dafür die Regeln schon sehr großzügig auslegen. Aber auch dazu später mehr.

Eine Fischer Nummer von 2 bedeutet also, dass ich einen Spieler geschlagen habe, der wiederum gegen Bobby Fischer gewonnen hat. Als Beweis muss ich nun zwei Partien beibringen.

Unhöflicher weise fange ich mit meiner bereits erwähnten Gewinnpartie aus jungen Jahren an. Wir gehen zurück in das Jahr 1984. Damals spielte ich noch für den Wermelskirchener Schachverein (http://schachverein-wermelskirchen.de) im Schachbezirk Bergisch-Land. Wenn ich mich recht entsinne, spielten wir damals in der 1. Bezirksklasse.

Die ersten Runden des 4er – Pokals wurden damals noch auf Bezirksebene ausgetragen und auch die Bundesligisten mussten ganz unten anfangen. Klare Nummer eins im Bergischen Land war damals Solingen 68, aber es gab damals auch einen lokalen Konkurrenten, die PSV/BSV Wuppertal ( https://de.wikipedia.org/wiki/Barmer_SV_1865). Die Wuppertaler haben das bekannte Turnier von 1905 (https://www.schachbund.de/barmen-1905.html); Janowski, Maroczy und Marschall auf den ersten drei Plätzen) ausgerichtet, spielten insgesamt sieben Spielzeiten in der ersten Liga und unzählige Jahre in der zweiten Liga. Der Wikipedia Artikel äußert sich nicht dazu, aber ich habe gehört, dass der Verein sich in den 2000er Jahren aufgelöst haben soll. Sehr schade.

Im Jahr 1984 spielte Wuppertal sehr erfolgreich in der 2. Bundesliga West. Die folgende Abbildung aus dem Buch „Schachbundesliga 1984 – 1988 von Johannes Eising und Gerd Treppner / erschienen 1989 im Joachim Beyer Verlag“ zeigt, dass sie damals in der Saison 1984/85 souverän Meister wurden und in die erste Liga aufgestiegen sind.

 

Spitzenspieler in Wuppertal waren damals Ulrich Dresen und IM Bernd Schneider, die wie man sieht auch an den Spitzenbrettern gut gepunktet haben. Soweit ich weiss hat Ulrich Dresen nie den IM Titel erlangt, aber er hatte damals sicherlich IM-Spielstärke (Der Informator 40 (1985) führt ihn mit einer ELO von 2350, das wäre heute wahrscheinlich über 2400). Er war auch mindestens einmal ( https://de.wikipedia.org/wiki/Endrunde_der_Deutschen_Mannschaftsmeisterschaft_im_Schach_1972 ). Mitglied der Meistermannschaft von Solingen 68. Aktuell ist Ulrich Dresen bei den Schachfreunden Gerresheim in der NRW-Liga aktiv. Vielleicht ergibt sich ja mal die Chance auf eine Revanche.

[Kleine Anmerkung am Rande. Ich sehe gerade auf dem Bild, dass damals ein gewisser Linnemann für den SV Rheydt gespielt hat. Ich vermute mal, dass es sich um Ralf Linnemann (heute bei Turm Sankt Augustin aktiv) handelt.]

Wie ich schon ausführte, war im Jahr 1984 im Schach noch vieles anders. Keine spielstarken Schachcomputer oder Schachdatenbanken, Bundesligisten mussten von der ersten Runde im Pokal ran, die Bedenkzeit betrug 2,5 Stunden für 50 Züge und vieles mehr.

Am 21.10.1984 kam es dann im Pokal zu der Begegnung PSV/BSP Wuppertal gegen den SK Wermelskirchen. An den Spitzenbrettern kam es zu folgenden Begegnungen:

  • Ulrich Dresen – Roger Lorenz
  • Bernd Schneider – Wolfgang Brust

Man sieht, dass die Wuppertaler uns nicht auf die leichte Schulter genommen haben. Die übrigen Bretter weiss ich nicht mehr so genau, aber ich glaube, dass auf Wermelskirchener Seite Marcus Oechtering (heute SC Bonn Beuel) und Heinz Paradies mitgespielt haben. Auf Wuppertaler Seite meine ich mich an FM Karl-Willi Behle zu erinnern.>

Ich muss gestehen, dass ich mir die Partie viele Jahre nicht angeschaut habe (sie war bisher auch nicht in meiner Datenbank gespeichert). Beim Nachspielen jetzt war ich doch sehr erstaunt. Klar war mir der Blackout von Ulrich Dresen noch in Erinnerung. Aber bei mir im Gedächtnis war irgendwie gespeichert, dass ich die ganze Partie mit dem Rücken zur Wand gestanden hatte und das die Partie noch einen Zug vor dem Blackout für mich glatt verloren war. So kann man sich irren. Den Mannschaftskampf haben wir damals übrigens mit 1,5 – 2,5 verloren; knapp an der Überraschung vorbei.

Damit habe ich meine Fischer Nummer von 2 zur Hälfte bewiesen. Kommen wir also zum zweiten Teil.

1970 spielte Bobby Fischer bei der Schacholympiade in Siegen zum letzten Mal in Deutschland. Nach der Olympiade gab er noch zwei Simultanvorstellungen in Münster und Solingen. Während die Veranstaltung in Münster in einer Reihe Chessbase-Artikeln (z.B. https://de.chessbase.com/post/robert-fischer-1970-ii-das-wiederentdeckte-simultan ) dokumentiert wurde, ist die Informationslage zu dem Simultan in Solingen dürftiger. Durch Zufall habe ich vor kurzem in dem Buch „Solingen 1974 von Evertz / O’Kelly erschienen 1974 (anscheinend von Egon Evert selbst verlegt)“ einen Bericht über das Simultan gefunden. Neben wenig Schmeichelhaftem zu der Person Bobby Fischer war dort zu erfahren, dass er bei dem Simultan drei Partien verloren hatte, unter anderem gegen Ulrich Dresen.

Somit wäre der Beweis für meine Fischer Nummer 2 erbracht. Wie gesagt, die Regeln habe ich zu meinen Gunsten ausgelegt, denn Simultan-Partien sollten nur bei besonderen Anlässen zählen. Aber wenn es nur zwei Simultan Veranstaltungen in Deutschland gab und ein Spieler schlägt Fischer mit Schwarz in 21 Zügen, dann ist das doch etwas Besonderes. Oder ist jemand anderer Meinung?

Da meine Fischer Nummer 2 ist, haben viele Vereinsmitglieder natürlich eine Fischer Nummer 3. Aber vielleicht gibt es im Verein noch andere interessante Herleitungen von Fischer Nummern. Lasst mal hören, wie eure Fischer Nummer ohne Gewinnpartien gegen mich aussieht!

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