Auf dem Weg zum Tabellenzweiten DJK Aufwärts Aachen waren unsere Hoffnungen nicht sehr groß, da wir aus Personalmangel nur sieben Spieler aufbieten konnten. Dennoch wollten wir mindestens einen Punkt mitnehmen, um weiterhin sicheren Abstand zu den Abstiegsplätzen halten.
Der Kampf begann und ich versuchte, meinen Gegner mit 1.d4 zu überraschen. Dafür wich er im 3. Zug von seinem bevorzugten Nimzo-Indisch ab und lenkte die Partie mit 3…c5 in einen Benoni über. Zunächst zog ich sehr schnell, aber als er später Da5 spielte, versank ich in tiefes Denken, weil mir nicht klar war, wie ein schwarzes b7-b5 am besten verhindern sollte. Er nutzte dieses Anzeichen von Schwäche, um ein Remis-Angebot zu unterbreiten. Ich machte eine Runde durch den Spielsaal, um mich über die anderen Partiestellungen zu informieren. An den meisten Brettern waren die Stellungen noch ohne klare Tendenz. Lediglich Oliver und sein Gegner hatten schnell gezogen. Oliver hatte vielleicht keinen Vorteil aber dafür einen Minoritätsangriff gestartet und Initiative. In der Hoffnung, dass diese Partie vielleicht den Ausgleich für unsere kampflose Niederlage bringen könnte, nahm ich das Remis an. Es stellte sich heraus, dass mein Gegner fürchtete, ich würde im Zentrum durchbrechen. Ich hielt dies für verfrüht und konnte auch in der Analyse nicht überzeugt werden. Zuhause lachte dagegen der Computer über den von mir befürchteten schwarzen Zug b5. Also ein Remis aus beidseitiger Überschätzung der gegnerischen Möglichkeiten.
An Brett 2 verteidigte Thilo einen Königsinder, bei dem der Gegner mit Weiß an beiden Flügeln aktiv werden konnte und sich für den Damenflügel entschied. Niels hatte Entwicklungsvorsprung und entwickelte Initiative im Zentrum. Basili musste sich mit einem sizilianischen Drachen auseinandersetzen und versuchte, einen Angriff auf der h-Linie zu entwickeln. Oliver hatte seine Initiative ausgebaut und einen Bauern gewonnen. Christoph hatte eine unklare Stellung mit etwas Entwicklungsvorsprung, aber der Gegner hatte keine Schwächen und Gegenspiel am Königsflügel. Am letzten Brett hatte Matthias eine interessante Stellung mit einem heftigen Kampf um die Zentrumskontrolle.
Als die Zeitnotphase vor dem 40. Zug nahte, wurde Thilos Stellung immer bedenklicher und er konnte sie in Zeitnot nicht verteidigen. Dafür hatte sich Christophs Gegner verrannt und eine Qualität geopfert, ohne eine Gegenwert zu erhalten, und gab bald auf. Oliver hatte seinen Mehrbauern in ein Turmendspiel geregnet. Da sich alle Bauern am Königsflügel befanden, war Remis das zu erwartende Ergebnis. Allerdings verrechnete sich sein Gegner bei einem Übergang in ein reines Bauernendspiel und musste sofort aufgeben. Somit stand es 2,5 zu 2,5. Niels hatte ein Turmendspiel mit Mehrbauern erreicht und es war nur die Frage, ob die Partie mit seinem Sieg oder einem Remis endet. Dafür war die Lage an den beiden anderen Brettern kritisch: Matthias hatte ein Damenendspiel mit Minusbauern und Basilis Gegner hatte im Turmendspiel einen Freibauern gebildet und weit vorgeschoben. Es war sicher, dass Basili seinen Turm für die Bauern opfern musste, aber es war nicht klar, ob er selber schnell genug einen eigenen Freibauern bilden konnte, um seinerseits den gegnerischen Turm gewinnen zu können.
Bei Matthias spitzte sich die Lage zu: Trotz Minusbauern ließ er Damentausch zu und bildete mit seinem König und a-Bauern eine Festung gegen die gegnerischen a- und b-Bauern. Das war gut gerechnet und eine Klasseleistung, die uns einen wichtigen halben Punkt brachte. Auch Basili gelang es, einen Freibauern zu bilden, der ihm zu Remis verhalf. Somit blieb es Niels vorbehalten, beim Stand von 3,5 zu 3,5 sein Turmendspiel mit Sieg zu krönen.
Durch diesen hart erkämpften Sieg haben wir Aachen überholt und uns auf den zweiten Platz in der Tabelle vorgeschoben. Dies feierten wir noch bei einem Essen im Stammlokal der Aachener und durch die angenehme Atmosphäre beflügelt wurden gemeinsame schachliche Aktivitäten ins Auge gefasst.